aus den Fleiner Nachrichten vom 30.1.2019

 

 

Wenn Vergessen Würde braucht – Umgang mit Demenz

 

Demenzielle Erkrankungen sind sowohl für die Betroffenen selbst als auch für diejenigen Personen, die mit ihnen zusammenleben, sie betreuen und versorgen, mit hohen Anforderungen verbunden. Je nach Verlauf und Stadium der Erkrankung kommt es, vor allem bei älteren Personen, zu unterschiedlich stark ausgeprägten Einschränkungen der Fähigkeit zur Selbstbesorgung. Den zunehmenden Abbau der körperlichen und seelischen Belastbarkeit empfinden sie nicht nur als Verminderung von Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit, sondern darüber hinaus als drohenden oder bereits eingetretenen Verlust ihrer sozialen Selbstbestimmung.

 

Der von der Arbeitsgruppe „Ehrenamtliche Seniorenbetreuung in Flein“ zu diesem Thema eingeladene Referent Dr. med. Dipl.-Psych. Rainer Schaub, Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie im Klinikum am Weissenhof, führte aus, dass die von einer Demenzerkrankung betroffene Person trotz ihrer schwerwiegenden Beeinträchtigung der aktiven Kommunikationsfähigkeit den Umgang mit ihren Bezugspersonen weiterhin mit hoher Sensibilität erlebt. Anders als der erkrankungsbedingte Abbau kognitiver Fähigkeiten bleiben Empfindungen und Erwartungen von emotionaler Nähe und Wertschätzung erhalten.

 

Dr. Schaub erläuterte vor dem Hintergrund seiner langjährigen klinischen Praxis mit Erkrankten und ihren Angehörigen die daraus resultierenden Anforderungen der individuellen Kontaktgestaltung und des fachlichen Unterstützungsbedarfs. Medizinische Hilfe bestehe wesentlich in der neurologischen bzw. organischen Abklärung unterschiedlicher Krankheitsursachen und daraus abzuleitender medikamentöser, physiologischer und verhaltenspsychologischer Behandlung. In der beständigen Ausrichtung auf die Achtung der Würde der betroffenen Person wie auch ihrer Helfer, die ihre eigenen Belastungsgrenzen und Ansprüche auf Entlastung zu beachten haben, sah er einen wesentlichen Orientierungsfaktor für die Gestaltung eines adäquaten Umgang mit diesem in der Regel schwerwiegenden Krankheitsbild. In der schon während des Vortrags aufgenommenen und anschließenden intensiv geführten Diskussion beteiligten sich viele der fast 90 Zuhörerinnen und Zuhörer, die im Musiksaal der St.Veit-Schule in Flein zusammen gekommen waren. 

 

 

Dr. Joachim Jungmann

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