50 Wochen - 50 Orte

unter diesem Motto wird 2020  jede Woche eine andere Gemeinde in der Heilbronner Stimme präsentiert.

Am 29. Juni 2020 erschien als Auftakt zu dieser Serie der unten stehende Artikel in der Heilbronner Stimme.

 

Hervorgehoben wurde dabei vor allem die Aufwertung des Ortskerns in den vergangenen Jahren. Dazu hat auch die Fleiner Bürgerstiftung mit ihren Kunstwerken beigetragen. 

Fotos: Roland Gärtner

 

 

von Sabine Friedrich

 

Zusammenspiel von Tradition und Moderne in Flein

Flein  Der Ortskern von Flein hat eine enorme Aufwertung erfahren. Die Gemeinde nimmt sich auch der Nah- und Ärzteversorgung an.

 

Der Esel stapft hinter dem Wengerter die schiefe Ebene hinauf. Die Gans watschelt hinterher vom Baugebiet "Gänsäcker" zum Eselsberg, der bekanntesten Weinlage von Flein. Eine traditionelle Szenerie, pfiffig und innovativ in der Kreation, gestaltet in zeitgenössischer Stahlkunst:

Mit diesem ungewöhnlichen Hingucker im Kreisverkehr am Ortseingang aus Richtung Ilsfeld empfängt der Weinort Durchfahrende und Besucher. Und symbolisiert damit das Zusammenspiel von Tradition und Moderne, in dessen Spannungsbogen sich Flein bewegt.

Mutige Kunst im Kreisel

Aus Richtung Heilbronn grüßt eine restaurierte Weinpresse neben einem graffitiverzierten Verteilerkasten. In der Ortsmitte bilden Reben quasi das Fundament für futuristisch anmutende glatzköpfige blaue Männchen im Anzug. "Die Obacht" ist die mutigste "Kunst im Kreisel". Das sind Mosaiksteine der Ortsverschönerung, der sich die Kommunalpolitiker des 7130 Einwohner großen Gemeinde verschrieben haben.

Die optischen Akzente sind das eine, die Verbesserungen der Infrastruktur das andere. Seit Jahrzehnten löst in Flein ein Sanierungsgebiet das andere ab, was den Ortskern bereits enorm aufgewertet hat. Marode Bausubstanz ist verschwunden, vor allem entlang der Ortsdurchfahrt herrscht eine rege Bautätigkeit, Straßenzüge sind neu gestaltet. Auf dem alten Bauhofareal ist ein schicker Wohnkomplex entstanden, ins neue Wohn- und Geschäftshaus "Krone" - von der Gasthaus-Brache ist nur der Name geblieben - sind Bäcker und Metzger eingezogen. Um das hausärztliche Angebot zu sichern, hat die Gemeinde ein Ärztehaus auf den Weg gebracht und selbst 2,1 Millionen Euro investiert in Praxisräume und den Bürgertreff.

Das finanzielle Polster, mit dem Flein gesegnet ist - zum Jahresbeginn sind 14,5 Millionen Euro im Sparstrumpf gewesen - machen solche Ausgaben möglich.

Chilli eine beliebte Anlaufstelle

 

Die Nahversorgung als wichtiger Standortfaktor hat mit der Eröffnung des Edeka-Markts auf dem früheren Betten-Braun-Areal im Mai eine deutliche Verbesserung erfahren. Jungen Familien sind mit dem Neubau der Kindertagesstätte bei der Schule Krippen- und Kindergartenplätze garantiert. Die offene Jugendarbeit läuft seit zehn Jahren in geordneten Bahnen. Das Kinder- und Jugendkulturhaus Chilli hat sich zur beliebten Anlaufstelle für ältere Grundschüler entwickelt. Jugendreferentin und Schulsozialarbeiterin arbeiten erfolgreich Hand in Hand.

Nicht von ungefähr hat die St.-Veit-Schule - seit 2018 ohne Hauptschulstufe - ein musisches Profil, ganz in der Tradition von Sängerbund und Musikverein, die fest verwurzelt sind im Gemeindeleben. Das gilt für die Vereinslandschaft generell genauso wie für die evangelische Kirchengemeinde, die einen hohen Stellenwert im Ort hat. Wie als Symbol thront die St.-Veit-Kirche über den Dächern des Ortskerns.

Bürgerstiftung agiert vielfältig

Zusammenhalt und Engagement werden in Flein gelebt, das zeigt sich zum Beispiel an der Bürgerstiftung, die vielfältig agiert, oder beim jährlichen Veranstaltungshöhepunkt, dem Weinfest. Die Weinbau-Tradition wird hoch gehalten in der liebenswerten Gemeinde, die eingebettet ist in eine malerische Reben- und Felderlandschaft - eine reizvolle Kulisse fürs Wohnen und Leben.

Rund 30 Weinbaubetriebe gibt es. Und zumindest wird nach der Fusion der Weingärtner Flein-Talheim mit der WG Heilbronn 2011 vor Ort noch gekeltert.

Der Verkehr ist ein Dauerthema

Selbstbewusst und unabhängig: Diese Attribute passen auf die Fleiner, die sich 1971 mit Erfolg gewehrt haben, von Heilbronn einverleibt zu werden. Direkt vor den Toren der Großstadt gelegen, nutzt man deren Vorteile - etwa die Anbindung an die Stadtbuslinie, und bewahrt sich trotzdem seinen Charakter. Die viel befahrene Ortsdurchfahrt ist eine Plage. Der Verkehr ist ein Dauerthema. Die Gemeinde fordert für die gesamte Strecke Tempo 30. Und sie geht noch weiter, der Schwerlastverkehr soll zumindest nachts ausgesperrt werden.

 

Im Rahmen dieser Aktion der Heilbronner Stimme gibt es auch Briefmarken, auf denen das Kunstwerk Obacht" abgebildet ist.